Letzte Woche habe ich euch ja bereits von der Stonehenge Ausstellung im MAMUZ im Museum Mistelbach erzählt. Bei der Pressereise ins Weinviertel habe ich aber noch einiges mehr besuchen dürfen, was ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Unter anderem durfte ich an einer Kellergassenführung und an der Wiedereröffnung des Vino Versum in Poysdorf teilnehmen.
Kellergassenführung in Poysdorf
Eine Kellergassenführung habe ich bisher noch nie gemacht und war schon gespannt, was mich erwarten würde. “In die Grean gehen” ist ein traditioneller Brauch im Weinviertel. Früher sind die Winzer mit ihren Helfern der Vorjahres-Lese am Ostermontag spazieren gegangen, also “in die Grean” ins Grüne gegangen. Dort wurde in der Kellergasse junger Wein verkostet und für die Ernte gedankt.
Wusstet Ihr, dass die Weinbauern damals Hüte mit bunten Stoffbahnen trugen? Der Hut diente als Schutz vor Regen und Sonne und die Stoffbahnen erhielten sie von ihren liebsten Damen. Der Weinbauer, der viele bunte Farben trug, galt daher als besonders beliebt bei der Frauenwelt.
Auch heute ist die Tradition noch lebendig. Weinliebhaber genießen die Frühlingssonne und erfreuen sich am ausgedehnten Spaziergang, der meist in Begleitung eines fachkundigen Winzers stattfindet. Bei der anschließenden Verkostung wird der, für die Region berühmte Grüne Veltliner verkostet, der Weinliebhaber mit seiner pfeffrig, spritzigen Note überzeugt.
Weingut Neustifter
Das Weingut der Familie Neustifter umfasst 24 Hektar in und um Poysdorf, deren wichtigste Sorte der Grüne Veltliner ist. Dieser wird in allen Qualitätsstufen angeboten, damit jeder seinen liebsten Grünen Veltliner findet. Aber auch Rotweine wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Zweigelt werden hier angebaut. Durch den lehmigen Sand- und schottrigen Lössboden ist ein eigenständiges Traubenmaterial mit frischer Aromatik garantiert.
Bei der Kellergassenführung im unterirdischen 100m langen Gewölbekeller, der sich neben den Weingärten befindet, wurden uns die Holzfässer gezeigt, in denen die Rotweine reifen.
Die Geschichte um die Kellerkatz
Durch eine Verbindungstür erreicht man so auch die traditionelle Kellergasse und den “Radyweg”. Überall im Keller präsent ist auch die “Kellerkatz”, so nennt man den schwarzen Schimmelpilz, der sich in Kellern mit mindestens 85% Luftfeuchtigkeit bildet. Der Kellerschimmel ist anfangs weiß und wird später schwarz und erinnert dann an das Fell einer Katze, deshalb auch der Name. Er bildet keinen unangenehmen Geruch und soll das Raumklima im Keller regulieren.
Kellerrast
Der historische Weinkeller ist täglich geöffnet und kann gerne als Kellerrast genutzt werden. Das bedeutet, dass man sich gegen geringes Entgelt in Selbstbedienung Getränke und kleine Snacks zur Stärkung genehmigen kann.
WEIN+TRAUBEN Welt im Vino Versum Poysdorf
Nach einem ausgiebigen Spaziergang bei der Kellergassenführung war unser nächster Stopp bei der WEIN+TRAUBEN Welt im Vino Versum Poysdorf.
Poysdorf ist schon seit Jahrhunderten als Weinstadt Österreichs bekannt. Neben Schätzen wie Mammutknochen und Silbertalern ist der Ort vor allem wegen der Trauben bekannt.
Auf einer interaktiv gestalteten Ausstellungsfläche von 3000 m² wird im Vino Versum ein universelles Erlebnis rund um Rebe, Traube und Wein geboten. Ein alter Weinkeller dient als Verbindungsweg unter der Brünner Straße zum barocken Bürgerspital. Hier findet man ein Museum rund um die Geschichte des Weinbaus, sowie ein romantisches Freigelände mit Presshäusern, Holzstadeln und Weingärten. Besonderes Zuckerl 2016 ist die Ausstellung „Poysdorf entlang der Bernsteinstraße‘‘.
Poysdorf entlang der Bernsteinstraße
Große Mengen an Bernstein wurden zur Zeit der römischen Herrschaft bis an die Adria transportiert. Durch den alten Handelsweg fand auch Bernstein den Weg ins Weinviertel.
Beim Rundgang durch die WEIN+TRAUBEN Welt kann man mit einer Zeitmaschine durch die Epochen der letzten 150 Millionen Jahre reisen. 20 interaktive Stationen laden dazu ein die Geschichte revue passieren zu lassen. Neben einem Weinkino mit historischen Filmschätzen gibt es auch Wein- und Traubensaft Proben und eine Kundschaftergalerie.
Poysdorf ist die Stadt der Traube, deshalb ist auch das biblische Motiv der Kundschafter, die die Frucht des Weinstocks tragen, seit Jahrhunderten das Symbol der Weinstadt.
Bereits am Eingang werden die Besucher von einem 4 Meter hohen und dreidimensionalen Wappen begrüßt.
Traktorabenteuer von Poysdorf nach St. Petersburg
Ausgestellt wird hier übrigens auch ein Traktoroldtimer, der mehrere kilometerlange Reiserouten geschafft hatte. Bemerkenswert war beispielsweise die Fahrt im Sommer 2004. 10 abenteuerlustige Personen des Oldtimerclubs Veltlinerland reisten mit 300 Flaschen Poysdorfer Wein nach St. Petersburg.
Der Grund: 1814 machte Zar Alexander I. von Russland auf dem Weg zum Wiener Kongress einen Zwischenstopp in Poysdorf. Dort schmeckt ihm der Wein so gut, dass dieser seitdem regelmäßig zum Zarenhof geliefert wurde. Jahrhundertelang wurde auf dieser Route der Bernsteinstraße, Wein aus dem Weinviertel an die Ostsee gebracht.
Betty Bernstein – Spiel und Spaß für die Jüngsten
Auch für die Jüngsten ist gesorgt. Betty Bernstein, das Familienmaskottchen des Weinviertels sorgt für viel Spaß beim Ausflug. Das kleine rothaarige Mädchen bietet eine eigene Betty Bernstein Rätselrally, einen Traubenspielplatz und viele tolle Spiele und Entdeckungen rund um Wein und Trauben.
Hotel Veltlin
Nach diesem ereignisreichen Tag war ich schon etwas müde und freute mich auf die Abendstunden.
Erholung fand ich abends im 4 Sterne Hotel Veltlin im Weinerlebniszimmer. Das helle Holz und die grünen Töne wirkten sehr beruhigend und einer angenehmen Nacht stand nichts mehr im Wege.
Auch das 4-gängige Abendmenü schmeckte herrlich und dazu genossen wir Vertschü, das neue Sommergetränk der Region Poysdorf. Vertschü ist ein milder Essig aus unreifen Weintrauben, der mit Limettensirup und Prosecco aufgegossen wird und mit Ruccola und Weintrauben garniert wird. Wirklich köstlich!
Weinfit Wellnessbereich im Hotel Veltlin
Bevor es ins Bett ging, musste ich noch unbedingt den “Weinfit” Wellnessbereich ausprobieren. Zur Auswahl standen eine Sauna, ein Tepidarium und ein Dampfbad zum Entschlacken und Entgiften.
Das Wochenende im Weinviertel war sehr aufschlussreich und interessant. Ich werde auf jeden Fall wieder die schöne Region rund um Poysdorf besuchen und leckeren Vertschü und Grünen Veltliner verkosten.
Und wer weiß, vielleicht wird Vertschü ja auch in Wien der Sommerdrink 2016.